Kaiping

Die südchinesische Stadt Kaiping wurde bereits 1649 zur Kleinstadt erhoben und befindet sich in etwa 110 Kilometern Entfernung zur heutigen Provinzhauptstadt Guangzhou. Landschaftlich in eine Schwemmebene eingebettet und an den Ufern des Flusses Tan gelegen, ist Kaiping über die Grenzen Chinas hinaus für eine architektonische Besonderheit bekannt. Im Stadtgebiet befinden sich mehr als 1800 außergewöhnlicher Häuser, die als Diaolou bezeichnet werden. Die Diaolou wurden ab dem Ende des 19. Jahrhunderts errichtet und von ihren Bewohnern sowohl als Wohnhäuser, wie auch als Verteidigungsanlagen genutzt und sind seit dem Jahr 2007 in der Weltkulturerbeliste der UNESCO verzeichnet.
Die Architektur der Diaolou ist neben chinesischen auch von westeuropäischen und arabischen Einflüssen geprägt. Diese Kombination der verschiedenen Einflüsse geht auf den Umstand zurück, dass viele Chinesen in der damaligen Zeit ihr Land verlassen hatten, um im Ausland Arbeit zu finden. Einige von ihnen kamen wohlhabend und mit einem kleinen Vermögen zurück in ihre Heimat und errichteten dort Häuser. In diese brachten die neuen Bauherren die stilistischen Elemente von Bauwerken ihrer Gastländer mit ein. So finden sich in einigen Diaolou etwa Barockelemente oder auch Elemente aus der Jugendstilzeit wieder.
Neben der multikulturell ausgeprägten Architektur beeindrucken die Diaolou auch durch ihre bauliche Größe und ihre äußerliche Robustheit. Oftmals sind die Diaolou als fünfgeschossige Häuser angelegt. Während die unteren Etagen einstmals bei Überfällen oder kriegerischen Auseinandersetzungen als temporäre Schutzräume für die Bevölkerung aus der Umgebung genutzt wurden, dienten die oberen Geschosse der Diaolou den reichen und wohlhabenden Familien als komfortables und sicheres Wohndomizil.

